Los
jetzt, Sie sind dran. Sie rauchen Pfeife... aber warum? Nene, nicht
was von "Psychokiste" murmeln und einfach nicht weiter
lesen. Ich will das jetzt wissen. Den ganzen Quacksalber-Scheiß aus
der Seelenklempnerecke lassen wir jetzt mal weg. Phallussymbol,
Mutterbrust-Ersatz... das ganze freud'sche Gelaber - weg damit! Was?
Ich soll anfangen...? Ok...
Ich
kann nicht denken ohne Pfeife, nicht schreiben... keine Ideen
austüfteln. Hä? Psychische Abhängigkeit, Nikotinsucht? ..ach,
jetzt hört doch mal auf, Leute! Wenn Ihr es nicht fühlt, Ihr werdet
es nicht erjagen... so ist das.
Es
wird esoterisch. Jede meiner Pfeifen ist eine Persönlichkeit. Das
reicht vom unkomplizierten Kumpel bis zur pretiösen Diva. Heißt für
mich, Unterstützung bei den Dingen des Lebens. Der Kumpel hilft mir,
praktische Lösungen zu finden, dabei Entspannung und Übersicht zu
halten. Mit Pausen, bei denen dieser Kumpel meine Aufmerksamkeit vom
Problem weg, hin zu sich zieht. Das klärt den Blick, hält das
Hamsterrad des Denkens für einen erholsamen Moment an... dient der
Sammlung.
Der
"Naturbursche" begleitet mich auf Ausflügen, mit dem
Motorrad oder per pedes. Er intensiviert Erlebnisse und Eindrücke,
in dem er sie durch Genuss unterstützt, verstärkt. An einem See
sitzen, den Vögeln lauschen, Fische springen sehen... ohne
inspirierende Wölkchen aus der Pfeife? Nein, danke schön.
Nun...
und zum Genuss einer komplexeren Musikscheibe darf es auch gern mal
die italienische Diva aus ausgesuchtem Holz sein, die zum Schmelzen
schön ist, aber wie Diven nun einmal sind, schon entsprechende
Aufmerksamkeit verlangt, die aber nur in ruhigen Momenten überzeugend
aufgebracht werden kann. Da kommt dann zum akustischen Erlebnis auch
das optische, das haptische Glücksgefühl - eine perfekte
Kombination.

Wer
seine Pfeifen kennt weiß genau, welche Pfeife für welchen Zweck
passt. Er sucht sein Rauchgerät auch nach augenblicklicher
Stimmungslage und Konzentrationsfähigkeit und -willigkeit aus. Jedes
Stück hat seinen Charakter... und das macht aus den Pfeifen weit
mehr, als bloße Rauchgeräte. Es schafft persönliche Bindungen
zwischen Pfeife und Raucher. Das ist ein wesentlicher Teil der
Leidenschaft, auch, wenn er oft nicht SO gern eingestanden ist. Ich
würde sogar soweit gehen, von einer Art Zwiegespräch zwischen den
Beiden zu sprechen... auf die Gefahr hin, dass ich jetzt abgeholt
werde, weil ich mich telepathisch mit Holz verständige.
Die
Pfeife ist auch und schafft Zuflucht. Erwünschte Pause in einem
Gespräch, zum Sammeln oder Formulieren. Halt in schwierigen
Situationen... ja, auch Seelentröster, wenn es mal ganz arg kommt.
Nun...
und dann der unendliche Kosmos, die Frage betreffend, welcher Tabak
wie gestopft aus welcher Pfeife am besten schmeckt? Sinnlose
Diskussion sagen Sie? Sind Sie zufällig Zigarettenraucher und hier
nur versehentlich hin geraten? Der Pfeifenraucher allgemein kann
unter seinesgleichen als kommunikative Lebensform angesehen werden.
DIESE Diskussion füllt Abende... und warum auch nicht? Dürfen
Dispute nur dann als beherzt und beseelt gelten, wenn sie von
allgemeinpolitischem Betroffenheits-Lebertran durchnässt sind? Lasst
uns doch auch über Genuss debattieren, uns die Köpfe heiß reden
und rauchen - auch dies ist Teil einer gelebten Leidenschaft.

Leidenschaft...
welch' selten gewordene Vokabel, in einer Zeit, in der eine blutlose
und ausschließlich politisch korrekte Existenz als das Glaubensziel
einer, von Gutmensch-Diktatoren bestimmten, Gesellschaftsform
angesehen wird. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie dieses Wort
mehr und mehr verächtlich ausgespuckt wird... zumeist von Leuten,
die selber keine haben? WIR haben sie aber... und es soll uns
mindestens in den zweiten Kreis der Hölle katapultieren, wenn wir
diese Leidenschaft nicht gegen alle Gleichmacherei, gegen alles
Gesundheits-Gesülze verteidigen. Überzeugung ist mächtig... und
überzeugt sind wir in unserem Tun doch, oder?
Wenn
WIR verstehen, warum wir der Leidenschaft Pfeife soviel Platz in
unserem Leben schenken, reicht das doch. Warum sollen wir noch die
Energie aufwenden, das auch Menschen zu vermitteln, die
ausschließlich damit auffallen, ihren Namen tanzen zu können?
Damit
ist die Pfeife auch ein Stück weit Gesinnungsschmuck... ja,
zugegeben... aber einer, den man stolz trägt und tragen kann. Ich
sehe die Pfeife als Genussmittel zur Alltagsverbesserung und Krönung
bestimmter Stunden. Pfeifenraucher ist man nicht ein bisschen... mit
der Zeit wird man es ganz oder wechselt wieder zur fünfminütigen
Suchtbefriedigung aus der Pappschachtel. Wer es aber ganz ist, ist es
mit dem Herzen. Dann ist die Pfeife nicht von außen auf das Leben
aufgesteckt, sondern fester Bestandteil von ihm.
Stelle
ich mich hin und sage, dass ich ohne einen bestimmten Menschen nicht
leben mag, gelte ich als Liebender... die werden, zumindest in
Teilen, noch geachtet oder wenigstens geduldet. Stelle ich mich aber
hin und sage, dass ich ohne Pfeife nicht leben mag, bin ich ein
bemitleidenswerter Suchtkranker? Wer ist verantwortlich für eine
solch' schwachsinnige Sichtweise? Was? Ob ich jetzt Pfeifen mit
Menschen gleichsetzen will? Och nö, kommen Sie... wir wollten das
hier doch ohne Psychogelaber durchziehen. Nein, ich sage damit, dass
Liebe eine ganz persönliche Sache ist... auch die Liebe zur Pfeife.
Freiwillig eingegangen und jeden Tag mit Freude in jeder Faser
erlebt. Machen wir einen solch' schwachsinnigen Eindruck, dass wir
uns von irgendwelchen Pappnasen an der Hand nehmen und ins "wahre
Licht" führen lassen müssen?

Ich
rauche Pfeife, weil sie mir Leidenschaft, mir Liebe ist. Weil ich
ohne sie nicht sein mag und der Genuss des Rauches für mich zu den
größten Vergnügen zählt. Ja, Vergnügen... bewusst hinweg über
jedes Raucherbein-Menetekel, bewusst hinweg über die konstruierte
Propaganda der Pharma-Industrie und der Schar an Idioten, die nichts
zu tun haben, außer nicht hinterfragten Blödsinn zu plappern, weil
sie sich als brave Handlanger haben kaufen lassen - da sie zu mehr
ohnehin nicht taugen!
Ich
liebe das Leben... nicht ausschließlich wegen der Pfeife... aber zum
guten Teil auch durch sie. So, dass war meine Sichtweise. Es wäre
schön, wenn dieser Artikel Sie dazu animiert, über Ihre
Pfeifenmotivation ein wenig nachzudenken... bei ein paar genussvollen
Wölkchen. Es macht Spaß.
Ihr
Ralligruftie
Autor:
Ralf Dings