...gilt zumindest hinsichtlich Pfeifen & Tabak (kann aber auch dem Rest der Insel passieren - siehe Finanzkrise)...
Vor ein paar Jahrzehnten galt England noch als Mutterland des Pfeiferauchens, heutzutage ist jeder Bahnhofskiosk einer mittelgroßen deutschen Stadt weit besser sortiert als die meisten Läden in britischen Grossstädten (selbst in London City muß man lange suchen).
Den meisten Pfeiferauchern in England "ist die Lust vergangen", oder sie paffen "im stillen Kämmerlein" und versorgen sich über das www. Als Raucher waren übrigens die Briten höchstens bis in die 80er-Jahre "Vorbild", danach wurden meist Tabake wie "Exclusiv" in Billigpfeifen verpafft...
Als Tabakhersteller sind noch Samuel Gawith und Gawith & Hoggart (beide in einer altertümlichen Manufaktur in den Lakelands) und Germain & Sons (auf der Kanal-Insel Jersey) übrig geblieben.
Als selbstständige Pfeifenhersteller existieren noch Dunhill (noch! der Markenname soll zu "white spot" wechseln, um das Image eines "sauberen Luxusgutes" nicht zu schädigen), Blakemar, Upshall, Ashton, Les Wood und ein paar neue Einzelanfertiger wie Larryson, Askwith und Milville.
Die restliche ehemalige Markenvielfalt ist verschwunden (obwohl es da auch ein Markenwirrwarr mit Haus- und Untermarken wie in Frankreich gab - auch wurde nicht jede britische Pfeife auch in GB hergestellt) bzw. existiert nur noch als Markenname einer Vertriebsfirma.
Details über eine einzelne Marke heraus zu finden ist sehr aufwändig, wer es dennoch "nicht lassen kann":
Pipepedia! (Ich persönlich nutze die Zeit lieber zum Rauchen als zur Recherche eines einzelnen Markennamens ;-)
Charatan und
Dunhill sind/waren die beiden "Größten", ansonsten gibt es die beiden großen Markengruppen
Cadougan und
Oppenheimer.
Die Vielzahl anderer "berühmter" ehemaliger Marken und verbliebener Kleinmanufakturen sind (alphabetisch aufsteigend - und bestimmt nicht vollständig):
William Ashton Taylor lernte sein Handwerk bei Dunhill und machte sich 1983 selbstständig. Seinen Pfeifen sah man die Herkunft ihres Machers an: Klassische,
solide Modelle ohne viel Firlefanz, vielleicht etwas größere Stücke als
bei Dunhill. Ashton verwendete meist als Mundstückmaterial eine Mischung aus Acryl und
Kautschuk und in der Tat waren seine Mundstücke angenehm weich im Biss und trotzdem widerstandsfähig gegen Oxydation und die Sonne. Das
Pfeifenholz wurde in Öl gehärtet, der Anfangs ungewohnt nussartige
Unterton im Geschmack verschwindet nach ein paar Füllungen.
William Ashton Taylor verstarb im September 2009, die Manufaktur wird von einem ehemaligen Mitarbeiter - Jimmy Craig - weitergeführt.
Astley's war ein alteingeführter Laden im Herzen Londons (Jermyn St.
109), der seit seiner Gründung 1862 auch eigene Pfeifen als Hausmarken
herausbrachte. Zu Anfang waren dies Meerschaumpfeifen in mittlerweile
legendärer Qualität, später wurden dann Bruyerepfeifen angeboten.
Die Ebauchons werden von einem qualifizierten Astley's-Angestellten
selbst ausgesucht. Die Fertigung übernahm früher einmal Charatan, seit 1980 wechseln sich Ashton und Upshall ab. Die Astley's Pfeifen haben sich trotz Fremdfertigung immer einen sehr hohen handwerklichen Standard und eigene Formen bewahrt.
Astley's "war einmal" ....
Barling ist eine Marke, die in den USA regelrechten Kultstatus unter Sammlern genießt. In Europa ist sie eher wenig bekannt. 1812 wurde mit der Produktion von Meerschaumpfeifen
begonnen, ab 1854 begann man mit der Fertigung von Bruyerepfeifen.
Modelle aus dieser Zeit bis 1960 ("Pretransition") werden von Sammlern
in Übersee fast in Gold aufgewogen. Ab 1960 wurden die Barlings dann von Imperial Tobacco
London hergestellt und büßten ihren tadellosen Ruf schnell ein. Diese
Phase 1960-68 wird als "Transition-Phase" unter Sammlern bezeichnet, die Modelle dieser Zeit gelten als uninteressant.
Bis 1970 verschwanden Barlings fast vom Markt, seitdem
wurden sie nach einer Umorganisation unter der Firma "Barling Pipes
Ltd" auf der Ile-of-man hergestellt. Dort werden bis heute auch die
Barling-Meerschaumpfeifen gefertigt (kalzinierte Modelle aus "jungem"
Meerschaum), während die Bruyereproduktion 1989 nach York zog.
Heute existiert "Barling" nur noch als Markenname, eine Zeit lang wurden die Pfeifen u.a. in Dänemark hergestellt....
Das Kürzel BBB steht für Blumfelds Best Briars. Diese Firma wurde
bereits 1847 gegründet und ist die älteste amtlich registrierte
Pfeifenmarke in Großbritannien. Im Jahr 1984 wurden die Namensrechte in die USA verkauft, um dort für Hausmarken gebraucht zu werden.
Außerhalb der USA werden die BBB`s von der Cadougan-Gruppe gefertigt, die auch andere Marken wie Civic, Loewe, etc. handelt.
Ben Wade (Benjamin Wade) begann 1860 mit der Herstellung von Pfeifen, 1962 wurde der Markenname in Yorkshire an H. Lane (USA) / Charatan verkauft.
In den 70ern gingen die Markenrechte zeitweise an den Dänen Preben Holm, dann wieder zurück in die USA - wer aktuell die Pfeifen herstellt ist kaum nachvollziehbar....
Blakemar Briars (gegründet 1880) hat sich trotz des Sterbens der
Pfeifenmanufakturen in GB einen gewissen Charme beibehalten können und
fertigt bereits seit Jahrzehnten in einer Art kleinem Familienbetrieb im
englischen Litchborough (Northhamptonshire) Pfeifen, die sich durch ein erstklassiges Preis-/Leistungsverhältnis auszeichnen.
Es sind nicht
die Formen oder die Hochwertigkeit der Pfeifen, die Blakemar
auszeichnen, aber das will die Firma auch nicht. Das primäre Ziel liegt
darin, klassische englische Pfeifen herzustellen, die bereits seit
Generationen Pfeifenraucher auf der ganzen Welt in ihren Bann ziehen. Es sind die Billards, Pots, Lovats, Bulldogs und
Canadians, die Blakemar zu dem machen, was sie sind - einem Fossil in
der schnellebigen Zeit der Welt des Pfeiferauchens.
Der Inhaber, Mike Billington, verteidigt und behauptet
sich in seinem Einmann-Betrieb durch erstklassiges britisches
Understatement und gute Arbeit.
Das kleine Dorf Litchborough ist es
auch, dass den dort produzierten Pfeifen seinen Namen gab, und so werden
jährlich einige hundert "Litchbruyeres" gefertigt, die über das
Internet oder vor Ort vertrieben werden und vielen Rauchern in der ganzen Welt Freude
bereiten. Es gibt dort noch wirklich "urige" Shapes, die man eigentlich schon
vergessen glaubte. Nach Vorlage wird nahezu jede Form angefertigt, die der Kunde sich
wünscht und das auf einem recht hohen und qualitativ ansprechenden
Niveau.
Das Finish / Die Oberfläche der Pfeifen lässt allerdings manchmal zu wünschen übrig, was aber den Raucheigenschaften (vor allem bei dem günstigen Preis) keinen Abbruch tut!
Civic-Pfeifen werden von der Cadougan-Gruppe gefertigt, wie auch ebenfalls BBB, Comoys, GBD, Dr. Plumbs, Loewe, Orlik usw. Leider lassen die Literaturangaben zu dieser Marke zu wünschen übrig.
Von Comoy's existiert nur noch die Firmenbezeichnung, fertiggestellt
werden die Pfeifen von Cardougan/Oppenheimer (wie Loewe, BBB, Orlik) in
Südengland aus in Spanien oder Frankreich vorgedrehten Köpfen. Comoy's wurde 1825 gegründet, 1972 von Chacom getrennt
und in den Cardougan-Verbund integriert. Die Marke gilt als Top-Modell
dieser Gruppe.
Comoy's hatte Dutzende Untermarken - eine kleine Auswahl:
Ace of spades, Astor, Britannia, Carlyle, Charles Cross, Claridge,
Cromwell, Dorchester, Dunbar, Drury Lane, Emerson, Everyman, Grand
Master, Gresham, Guildhall, Kingsway, Lion's Head, Lord Clive, Hyde
Park, Lloyds, Mc Gahey, Moorgate, Newcastle, Royal Falcon, Royal Lane,
Scotland Yard, St James, Sunrise, Sussex, The Academy Award, The Golden
Arrow, The Mansion House, Tinder Box Royal Coachman, Townhall, Trident,
Wilshire
...
Davidoof hat eigentlich wenig mit britischen Pfeifen zu tun (die kommen aus Frankreich....), aber immerhin noch einen recht ansehlichen Laden in London / St James - Jermyn Street (Picadilly)...
Dieser Laden hat von allen rund um Piccadilly die größte Auswahl, sowohl
an Tabaken als auch an Pfeifen. Auffällig ist die große Anzahl an
Charatans in der Auslage - die größte Menge, die ich bislang von dieser
Marke auf einen Haufen sah. Leider sind die Preise durchaus den Preisen
bei und vergleichbar, vielleicht 10-20 % teurer. An Tabak besteht das
Hauptangebot seltsamerweise (wie in vielen Läden in GB) aus dänischen
Mischungen wie McBaren - Amphora etc. Allerdings sind auch die Rattrays , Davidoff - und ein paar Mischungen von Squire oder Murray`s erhältlich.
- Dunhill ("Fachgeschäft" ???)
Diesen Laden (Jermyn Street 48) braucht man gar nicht erst zu suchen, es sei denn man will Seife, Parfüm oder Lederwaren einkaufen.
Es gibt wohl noch ein paar Pfeifen (verstaubt und ohne Preisschild in der Ecke) und den einen oder anderen (überteuerten) Tabak, aber man kommt sich der "Bedienung" dort irgendwie lästig vor...
Fox & Lewis ist einer der wenigen in London noch existierenden "alten" Läden.
Geht man die St. James Street entlang, befindet
sich dort nach ein paar hundert Metern der Laden von Fox & Lewis. Das Angebot an
Pfeifen entspricht eher der unteren Mittelklasse: Dr. Plumps, Petersons
, GBD , Orlik. Jedoch führt Fox auch eine eigene Serie an Haustabaken, bei deren Mischung man zusehen und sich beraten lassen kann. Die meisten
Tabake von Fox werden lose verkauft, fünf Sorten sind auch in Blechdosen
abgepackt erhältlich.
Die Bedienung entspricht hinsichtlich ihrer Qualifikation manchmal dem Nieveau eines dt. Lottoladens...
Die Initialen GBD stehen für die Namen: Ganneval, Bondier und
Donninger, welche diese Firma 1850 in Paris gründeten. Erst fabrizierte
man Meerschaumpfeifen, machte sich aber nach und nach mit hochwertigen
Bruyerepfeifen einen Namen.
Im Jahr 1903 wurde ein Zweigwerk in London eröffnet, bis zum kompletten Umzug von GBD nach England 1952 kamen die Pfeifen aus
St. Claude und London. In dieser Zeit konnte eine GBD mehr als eine
Dunhill kosten. Ab 1981 wurde die Belieferung aus Frankreich eingestellt, die Firma gehörte seit 1952 komplett zur Oppenheimer-Gruppe.
Larryson pipes werden von Paul Hubarrt, einem Amerikaner, der seit 2006 in Cornwall lebt, hergestellt. Er ist ein Handmade-Hersteller, der trotz (oder weil?..) des untergehenden britischen Pfeifenmarktes die "britische Fahne" noch hoch hält.
Les Wood ist ein weiterer Ex-Dunhill Mitarbeiter (neben Ashton), der
sich erfolgreich mit eigenen Modellen selbstständig gemacht hat. Durch das Angebot im
Danpipe-Katalog ist er auch in Deutschland recht bekannt geworden.
Bei Dunhill war er hauptsächlich für die Silberarbeiten zuständig, und vor allem
diese zeichnen seine eigenen Modelle aus. Les fertigt auch
Silberbeschläge für die meisten anderen englischen Marken. Schon oft wollte er sich zur Ruhe setzen, aber dann und wann fertigt er immer noch eine Pfeife - er hat sich aber hauptsächlich auf die Silberarbeiten verlegt.
Wegen diverser Namensrechte weltweit werden seine
Pfeifen auch unter den Bezeichnungen "Elwood", "Les Wood", "L. Wood"
oder "Ferndown" verkauft.
Loewe gehört wie z.B. auch Comoy's, GBD und Barling zum
Oppenheimer-Konzern, einem Pendant in England zur Dunhill-Gruppe
(Dunhill, Charatan, Parker, usw.)
Die Pfeifen dieser Marke werden von zwei ehemaligen Charatan-Mitarbeitern
hergestellt: Dennis und sein Sohn John Marshall. Die Pfeifen werden in einer alten Fabrik nahe London hergestellt und in
der Hauptstadt auf einem Flohmarkt Nähe Picadilly verkauft. (siehe auch
hier)
Die Qualitäten reichen von Touristenartikeln bis zu Spitzenfreehands in der alten Charatan-Tradition.
- Mullins & Westley`s (Fachgeschäft)
Der Londoner Tabak- und Pfeifenladen Mullins and Westley am Covent
Garden bietet neben Charatans auch eine Hausmarke unter eigenem Namen
an. Es werden auch einige Hausmischungen an Tabaken z.T. offen in Gläsern angeboten.
Die Pfeifen können von verschiedenen europäischen Herstellern
gefertigt worden sein.
Northern Briar ist eine der wenigen Marken, die in England noch in Fachgeschäften Verbreitung finden. Die Pfeifen werden von Ian Walker in Stockport hergestellt.
Orlik wurde 1899 als Familienbetrieb in London gegründet. 1980 kam
das Unternehmen dann zur Cadougan-Gruppe (GBD, Loewe, usw.). Außerhalb
Englands sind Orliks selten anzutreffen.
Unter dem Namen Orlik sind auch einige ausgezeichnete
Tabake erhältlich, die aber in Dänemark gemischt werden. Alte Dosen
ziert ein Richter mit Perücke.
Parker ist eine Zweitmarke von Dunhill. Pfeifen, die während der Fertigung nicht den
Qualitätsansprüchen Dunhills genügen (beispielsweise wegen Fehlstellen
im Holz) werden unter dieser Marke verkauft. Daher gibt es so gut wie
keine kittfreien Parkers.
Die Firma Sasieni ist in Europa weitgehend unbekannt geblieben, während sie in Übersee zu den gesuchten und gehypten Marken gehört. Fast alle Pfeifen
gingen in den USA-Export.
Gegründet wurde diese Marke von Joel Sasieni im Jahre
1918, nachdem dieser seine Lehrjahre bei Charatan und Dunhill
verbrachte. Ab 1946 wurde die Firma vom Sohn Alfred Sasieni
weitergeführt. Seit 1979 werden Sasienis von einem anderen Eigentümer hergestellt, ab 1986 gänzlich ohne einen der Namensgeber.
Gegründet wurde diese Marke 1978 von einem ehemaligen Charatan-Vorarbeiter mit dem Namen Colonel Kenneth James Upshall Barnes.
Seit 1989 hat die Firma mehrmals den Eigner
gewechselt, leider waren die ehemals hochgeschätzten Pfeifen Upshalls
Mitte der 90er-Jahre fast in Verruf geraten, da auch die Qualität der Stücke wechselhaft war. Zur Zeit sollen sie aber wieder altes Niveau erreicht
haben.
In der Blütezeit dieser Marke konnten die Pfeifen als
würdige Nachfolger der damals verkauften Charatan-Marke gelten. Es
wurden Stücke in klassischer englischer Tradition mit leichten Variationen, jedoch ohne Firlefanz und mit schöner Maserung gefertigt.
Upshall gibt es weiter als unabhängige Marke, sehr viele Pfeifen sind
ebay UK erhältlich.
Willmer war ein hierzulande weniger vertretener Hersteller von
Serienpfeifen im traditionellen englischen Stil. Die Firma existierte
ca. 60 Jahre, ist aber seit ein paar Jahren eingestellt. Willmer führte auch Handmades im Programm. Oft wurden seine Pfeifen als Hausmarke unter anderen Namen angeboten.
Autor: Manfred Arenz